Unlängst zeigte eine Studie der Commerzbank auf, dass die große Mehrheit der Führungskräfte mittelständischer Unternehmen in Deutschland, 86%, fest an die Chancen der Digitalisierung glaubt. Dennoch setzen nur 15% von ihnen innovative Technologien wie etwa Social Media, Big Data oder Cloud Computing auch ein. Der Großteil der Unternehmen und ihrer Manager begnügt sich damit, die eigene Konkurrenz zu beobachten – und nichts zu tun. Laut dem aktuellen Gutachten zu „Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands“, einer von der Bundesregierung einberufenen Expertenkommission (EFI), scheinen gerade KMUs die Bedeutung der anstehenden Veränderungen noch nicht voll wahrzunehmen. Die Expertenkommission ist in Sorge, dass sich im Unternehmenssektor deswegen eine „digitale Spaltung“ (digital divide) einstellt und der Aufbau neuer digitaler Geschäftsmodelle sich in vielen deutschen KMUs erheblich verzögern könnte.
Was sind die Gründe für die „digitale Blockade“?
Es liegt nicht am fehlenden Marktdruck: 68% der Befragten berichten in der Commerzbank Studie von starkem Verdrängungswettbewerb, 26% fühlen sich und ihre bisherigen Geschäftsmodelle durch aktuelle digitale Entwicklungen bedroht.
Es liegt auch nicht an einer fehlenden Wachstumsperspektive: Fast jeder zweite Mittelständler ist zuversichtlich, in den nächsten fünf Jahren substanziell zu wachsen. 39% rechnen damit, zumindest ihr aktuelles Umsatzniveau zu halten.
In den meisten Fällen liegt es an drei anderen, klar abzugrenzenden Faktoren:
- Unsicherheit: Die Unternehmer haben (zu) großen Respekt vor der Digitalisierung. Dabei geht es nicht nur um das Verständnis der technischen Entwicklungen, sondern um Komplexität und Beschleunigung.
- Fehlende organisatorische Rahmenbedingungen: Der Mangel bereichsübergreifender Zusammenarbeit und das Fehlen einer übergreifenden Vision steht digitalen Lösungen entgegen.
- Mangelndes Know-how: Von 1.254 weltweit befragten Unternehmensvorständen sind nur 15% der Überzeugung, dass sie über die notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen für die Umsetzung von digitalen Strategien verfügen (Forrester 2014).
Was ist zu tun?
Unternehmer sind stark gefordert, sich gut zu orientieren und Spezialisten hinzuzuziehen – es gilt, widersprüchliche Informationen richtig zu bewerten und dabei schnelle Entscheidungen zu treffen.
Und es braucht einen Digital Leader – es gilt, die digitale Transformation, d. h. den notwendigen Wandel aktiv voranzutreiben und zu steuern.
Aber wer soll es machen?
Der CEO müsste sich dieser Aufgabe annehmen. Doch der hat weder die Zeit und häufig auch nicht die fachliche Expertise. Das Gleiche gilt für weitere Führungskräfte, die sich der Herausforderung zudem vermutlich aus ihrer Bereichsperspektive heraus nähern würden. Deswegen braucht es einen Neuzugang auf der Vorstandsebene: den CDO. Den Top-Manager, der die digitale Transformation im Unternehmen erarbeitet und umsetzt. Diese Erkenntnis hat sich bereits in vielen Unternehmen durchgesetzt. Allerdings wird ein CDO dann via Stellenbeschreibung häufig als „Hans Dampf in allen Gassen“ gesucht. Die Customer Experience muss er verbessern, neue Geschäftsmodelle soll er entwickeln, IT bis in die technischen Systeme verstehen, Prozesse anpassen, Industrie 4.0 voranbringen, Marketing und Sales digitalisieren, eCommerce und Big Data sinnvoll nutzen und natürlich die Mitarbeiter, Entscheider und Kollegen auf die Reise mitnehmen. Das Anforderungsprofil ist nicht sehr klar beschrieben, da es häufig an der Grundlage – einer richtigen Digitalstrategie fehlt. Nur – in einem Unternehmen ohne echte Digitalstrategie einen neuen CDO fest anzustellen wäre, wie einen Reiseleiter zu engagieren ohne zu wissen, wohin die Reise überhaupt geht. Ein Interim Manager als CDO ist hier die perfekte Antwort auf diese Herausforderung:
- Speed – ein Interim CDO ist kurzfristig verfügbar, es vergeht keine wertvolle Zeit mit der Suche nach dem festangestellten Mitarbeiter. Die notwendige Digitalstrategie kann umgehend entwickelt, ergänzt oder optimiert werden.
- Know-how – der Interim Manager kann sehr gezielt für die anstehenden Aufgaben ausgewählt werden, ist digitaler Spezialist und Führungskraft zugleich und weiß nicht nur, wie der notwendige Change Prozess aussehen kann, sondern auch, wie man ihn managt.
- Big Picture – ein interimistisch eingesetzter, von außen kommender CDO ist unabhängig von Bereichsinteressen und kann ausschließlich der digitalen Sache verpflichtet, unternehmensübergreifend agieren.
- First things first – oft ist die Rolle des CDO nur eine vorübergehende, da die primäre Aufgabe darin besteht, das Unternehmen in das digitale Zeitalter zu transformieren. Ist die Mission erfüllt, geht er wieder. Sollte ein CDO jedoch dauerhaft installiert werden, kann am Beginn des Prozesses das Anforderungsprofil (Tätigkeitsbereich, Verantwortung, Positionierung) noch nicht ausreichend klar definiert werden. Am Ende des Einsatzes eines Interim CDO ist dies möglich.
Fazit
Der Einsatz eines Interim CDO ist insbesondere für den Mittelstand der perfekte Ansatz, das erfolgskritische aber komplexe (und bisweilen auch potentiell teure) Thema Digitalisierung anzugehen und nicht aus Angst das Falsche zu tun, nichts zu tun oder mit den Fehlern der Vergangenheit zu leben, auch wenn diese existenzbedrohend sein können.
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Digital Transformation Consultant Bert Klingsporn entstanden.